Durchbruch – Raus aus dem Teufelskreis

Eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster sind oft ein Hindernis für die produktiven Kräfte im Team. Jeder nimmt schnell seine stereotype Rolle ein. Doch dieser Teufelskreis kann durchbrochen werden. Dazu braucht man Selbstreflexion.

Von Renate Heidrich, shift thinking

 

Für strategische Planer gibt es im beruflichen Alltag zahlreiche Konfliktsituationen, zum Beispiel bei der Führung von Mitarbeitern, in Verhandlungen, im Umgang mit Kunden und Kollegen … in denen wir uns in sogenannten Teufelskreisen verstricken. Gerade als strategischer Planer stehen wir oft zwischen den Fronten, und jede Seite vertritt eine eigene Ansicht und Meinung … ja beharrt darauf, ihre Meinung und Ideen durchzudrücken. Die Situation wird immer schwieriger. Sie schaukelt sich womöglich auf und scheint schließlich unlösbar.

Was tun? Wir können unsere Teufelskreise durchbrechen, indem wir bei uns selber beginnen: unsere eigenen Denk-Muster reflektieren und entsprechend ändern. Und so wieder handlungsfähig werden lind Konflikte überwinden.

 

Typisches und eingefahrenes Verhalten

Was ist überhaupt ein Teufelskreis? Ein Teufelskreis (circulus vitiosus, lateinisch: schädlicher Kreis) ist ein System, in dem sich die Faktoren gegenseitig verstärken (positive Rückkopplung) und sich der Zustand immer weiter aufschaukelt. Soweit die Theorie.

Was heißt das konkret? Sobald wir mit einem Menschen in Kontakt treten, reagieren wir aufeinander. Es kommt zu einem Hin und Her von Äußerung und Antwort, von Aktion und Reaktion. Eine Eigendynamik entsteht: Ein  bestimmtes Wort oder eine typische Handlung, und schon beginnt wie automatisch die bekannte Diskussion oder der Disput um die immer gleichen Dinge, Wir kommen schnell in unsere bekannten Muster und Verhaltensformen und sind dort gefangen.

Diese eingefahrenen Verhaltensmuster bringen keine Seite weiter. Es geht nicht vorwärts, weil wir uns im Kreis bewegen – wir sind mitten drin im Teufelskreis. Vielleicht haben Sie das selber schon erlebt: Oft entsteht daraus eine negative Spirale, ein schwelender Konflikt oder ein handfester Streit.

Was ist typisch an diesen Situationen? Es gibt weder Anfang noch Ende und auch keinen „Schuldigen“. Beide Personen erleben sich selbst jeweils „nur“ als Reagierenden auf das Verhalten des Anderen.

 

Einsteinsche Definition von Wahnsinn

Vielleicht kennen Sie das klassische Beispiel von Watzlawiek über das Ehepaar, bei dem die Frau darüber nörgelt, dass der Mann so häufig abends weggeht. Und der Mann abends häufig weggeht, weil er die Nörgelei seiner Frau nicht mehr hören mag.. Ein Zitat von Albert Einstein bringt es wunderbar auf den Punkt: „Eine Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Teufelskreise schleichen sich in Beziehungen (egal ob berufliche oder private Beziehungen) ein, wie Viren in einen Computer. Sie führen darin ein Eigenleben und übernehmen die Kontrolle – meist unbewusst, unbemerkt und doch sehr schädlich.

Umso wichtiger ist es, diese Teufelskreise zu erkennen, die Muster aller Beteiligten (aber vor allem die eigenen Muster) zu begreifen, die eigenen Blockaden und Hürden zu identifizieren. So können wir Teufelskreise durchbrechen und unsere Souveränität auch in schwierigen Situationen nachhaltig steigern.

 

Selbstreflexion steht am Anfang

Der souveräne Umgang mit diesen Situationen hängt stark von unserer Fähigkeit und unserem Willen zur Selbstreftexion ab. Und davon, wie gut wir auf alternative Handlungsoptionen – unser persönliches Lösungspotenzial – zugreifen können. Denn viele unserer Teufelskreise verursachen wir selber durch unsere Art und Weise zu denken. Was können wir konkret tun? Wie kommen wir unseren Mustern auf die Schliche, lind wie können wir unsere Muster verändern? Mit einer bewussten und ehrlichen Selbstreflexion!

Wie geht das? In der Selbstreflexion nehmen Sie Schritt für Schritt eine typische Situation (zum Beispiel ein Konflikt mit einem Kollegen oder einem Kunden) unter die Lupe und betrachten sie von verschiedenen Perspektiven. Die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen stehen im Fokus.

Hier eine pragmatische Vorgehensweise dazu:

Schritt 1: Analyse. Analysieren Sie die typische Situation (schriftlich):
– Situation (Was genau ist passiert?)
– Gedanken (Was habe ich in der Situation gedacht?
– Gefühl (Was habe ich nun gefühlt? Wie habe ich mich dabei gefühlt?)
– Reaktion (Wie habe ich mich konkret verhalten?)
– Beweise (Was spricht fUr, was gegen diesen Gedanken?)

Schritt 2: Vogelperspektive. Versuchen Sie, die ganze Situation aus der Sicht eines externen, neutralen Beobachters zu betrachten:
– Wo sind die Knackpunkte?
– Wie sieht das Reizthema aus der Perspektive des Anderen (Kollegen oder Kunden) aus?

Schritt 3: Veränderung. Verlassen Sie Ihre „Trampelpfade“ und Ihre gewohnten Denk- und Verhaltensmuster und lernen Sie neue Wege zu beschreiten:
– Alternativ-Gedanken (Welche andere Sichtweise/welcher andere Gedanke wäre in der Situation denkbar?)
– Beweise (Was spricht für, was gegen diesen neuen Gedanken?)
– Neues Gefühl (Was fühle ich, wenn ich anders denke? Wie fühle ich mich bei den neuen/alternativen Gedanken?)
– Verhalten (Welches andere Verhalten ist nun möglich?)

Mit dieser Vorgehensweise werden Sie erkennen, welche Situationen bei Ihnen zu automatischen Reaktionen führen, welches Ihre typischen Gedankenmuster und daraus resultierenden Gefühle sind und vor allem, welche Alternativen es dazu gibt.

So eröffnen Sie sich aktiv neue Sichtweisen und Handlungsoptionen. Wenden Sie das neu entdeckte und erarbeitete Verhalten konsequent an, wenn Sie das nächste Mal in die Situation kommen. lch bin überzeugt, es wird etwas anderes passieren – garantiert!

Viel Spaß und Erfolg beim Durchbrechen der eigenen Teufelskreise!

 

 

Foto: „Das Böse kehrt zurück“ | gu.ju. | photocase.de

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