Event-Doku: APG Open Source 2015

Fantasie ist wichtiger als Wissen

Die ‚Open Source‘, der Jahrestreff der Account Planning Group Deutschland (APG), stand vorigen Donnerstag unter dem Motto Fantasie. Eine zentrale Erkenntnis der Veranstaltung im Hamburger Schmidt Theater: Herumspinnen, Intuition, Quatsch und Scheitern sind in Kreativprozessen hilfreich.

Ein akut relevantes Motto, denn Fantasie ist der Stoff, aus dem Entwicklung, Wandel und Neues entsteht. Ein unverzichtbarer Stoff also für Marken- und Marketingverantwortliche, um die notwendige Digitalisierung ihrer Aktivitäten und Prozesse voranzutreiben.

 

 

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorstand (Stefanie Kuhnhen, Lea Stenger, Holger Schneider, Vincent Schmidlin), startete der Verband in die sechs ausgewählten Vorträge.

 

APG Open Source 2015 im Schmidt Theater, Hamburg, Reeperbahn, Florian Richter, brandnewmusic
APG Open Source 2015, Florian Richter, brandnewmusic

 

Florian Richter, brandnewmusic: Das teuflische Trio für mehr Fantasie

Der Musik-Produzent machte den Anfang mit seinem Beitrag zum Thema Fantasie in der Musikkomposition und gab den anwesenden Gästen einen Einblick in seinen Schöpfungsprozess. Es existieren drei Archetypen mit klaren Aufgaben, die an dem Prozess beteiligt sind: Der Träumer ist enthusiastisch, lebt in seiner eigenen Welt und ist der Visionär. Der Realist ist der Macher. Der Spielverderber ist für die konstruktive Kritik zuständig, die ein Produkt am Ende abrundet. Seine Empfehlung, wie man Fantasie trainieren kann: alle 3 Rollen abwechselnd einnehmen und üben, üben, üben, um Mechaniken zu trainieren. Das letzte Quäntchen ist die Kreativität, die den Unterschied macht.

 

APG Open Source 2015, Michael Brenderup, Lego
APG Open Source 2015, Michael Brenderup, Lego

 

Michael Stenderup, Lego GmbH: „Fantasy is about stories.“

Lego und Fantasie sind untrennbar verbunden, denn Lego ermöglicht es, alles was man sich vorstellt, selbst zu bauen. Die Marke Lego hat den Anspruch „to be a giant in a kid’s mind.“ Und das weltweit. Denn Kinder sind überall auf der Welt gleich. Bezüglich ihres Spiels unterscheiden sie sich trotzdem in zwei Typen: die, die selbst bauen und die, die vorrangig spielen wollen. Um Fantasie, im Rahmen der Produktentwicklung, anzuregen, arbeitet Lego vor allem mit Kindern in Co-Creation.

 

APG Open Source 2015, Steffen de Rudder, Bauhaus Uni Weimar
APG Open Source 2015, Steffen de Rudder, Bauhaus Uni Weimar

 

Steffen de Rudder, Bauhaus Universität Weimar: „Entwürfe für die Stadt für morgen: Rumspinnen als Methode“

Bis in die Mitte der 90er Jahre orientierte sich der Städtebau vor allem an der Vision einer autogerechten Stadt. Für diese Autogerechtigkeit ist Hamburg das beste Beispiel. Anhand von vielen interessanten Beispielen hat Steffen de Rudder dafür plädiert, sich zu trauen, Räume anders zu denken und sich zu erlauben, auch mal rumzuspinnen. Seine Empfehlungen für mehr Fantasie: viel Kommunikation, Bilder sprechen lassen und etwas erschaffen, was die Vision attraktiv erscheinen lässt. Und das Wichtigste: Man muss sich Quatsch erlauben, darf (erstmal) nicht über Einschränkungen nachdenken und rumspinnen können.

 

APG Open Source 2015, Kalbertodt, Schmitt, Steife Brise Improtheater
APG Open Source 2015, Kalbertodt, Schmitt, Steife Brise Improtheater

 

Ralf Schmitt, Knut Kalbertodt, Steife Brise Improtheater: Improvisation ist Fantasie in Echtzeit.

Nach einigen wenigen, aber nicht weniger unterhaltsamen, Aufwärmübungen wurden die anwesenden Strategen in die drei Grundprinzipien der Improvisation eingeführt. Prinzip Nummer 1 „Permanent Ja sagen“, das hält die Geschichte am Laufen. Prinzip Nummer 2 „Permanent scheitern“, das bedeutet innere Vorbereitung und eine positive Einstellung gegenüber dem Scheitern. Und Prinzip Nummer 3: „Navituation“ – die Verbindugn aus Navigation und Intuition, was bedeutet, dass man einen Plan hat und trotzdem seiner Intuition vertraut.

 

APG Open Source 2015, Jana Tepe, Tandemploy
APG Open Source 2015, Jana Tepe, Tandemploy

 

Jana Tepe, Gründerin und Geschäftsführerin Tandemploy: Mit mehr Fantasie zu neuer Arbeit.

Die Gründerin und Geschäftsführerin von Tandemploy machte klar: Fantasie verbindet man mit vielen schönen Dingen, aber niemals mit Arbeit. Ein paar Fakten bestätigen allerdings längst, dass die Wirtschaft dringend handeln muss. Tatsächlich würden sich 82% der Deutschen für den flexibleren Job entscheiden und 62% würden sogar einen Arbeitgeber ablehnen, der keine Flexibilität bietet. Das Jobsharing-Modell bietet genau die Flexibilität, die Arbeitnehmer heute verlangen. Und das funktioniert nur, wenn die Kooperation den Konkurrenzgedanken schlägt. Wenn Transparenz wichtiger ist als Wissensinseln. Wenn Vertrauen der Kontrolle gegenübersteht. Wenn Selbstmanagement und gemeinsame Verantwortung kombiniert werden. Job-Sharing schafft Raum für mehr Fantasie, um eigene Projekte voranzutreiben und sich um die Familie zu kümmern. Um Arbeit neu zu denken, müssen wir nur wagen, die gewohnten Pfade zu verlassen und aus alten Denkmustern regelmäßig auszubrechen.

 

2015, Nico Lumma, Next Media Accelerators
APG Open Source 2015, Nico Lumma, Next Media Accelerators

 

Nico Lumma, COO, Next Media Accelerators: „Firmen der Zukunft entstehen durch Halluzinationen“

Fantasie führt zu Ideen und Ideen gibt es da draußen viele. Aber wie kommt man von dieser Idee zu einem Business Modell? Von der Idee bis zum fertigen Produkt durchläuft man einige Schritte. Man schaut sich an, was gerade passiert. Was machen die potenziellen Kunden? Und dann kann man entweder analytisch werden oder es einfach machen. Um eine fantastische Idee am Ende zum Leben zu erwecken, liegt der Fokus besonders auf der Execution. Denn schon Thomas Edison sagte „Vision without execution is hallucination.“

 

Fotogalerie

Die Open Source 2015 fand ihren Ausklang mit einer Verköstigung des JvM Biers „Troy Bräu“, leckeren Burgern und kühlen Drinks in der „Heißen Ecke“. Fazit: Wir hatten eine wahrlich fantastische Open Source bei sommerlichen Temperaturen! Wie gut wir uns alle amüsiert, genetworkt und inspirieren lassen haben, seht ihr hier in der Fotogalerie unseres Fotografen Marco Grundt.

 

 

Text: Lea Stenger
Fotos: Marco Grundt