Agile Strategy and Agile Business. Ein Abend mit Neil Perkin.

Neil Perkin gab einen Überblick darüber, wie er meint, dass Organisationen digitale Transformation begreifen sollten. Ihm geht es dabei nicht nur um Gründe für die Notwendigkeit, sich in einer zunehmend digitalisierten Welt zu transformieren, sondern auch um konkrete Handlungsempfehlungen für die eigene Organisation. Dabei betonte er immer wieder, dass dieser Prozess für jede Organisation individuell verläuft. Sich davor zu verschließen ist jedenfalls keine Option. Er betonte auch, was digitale Transformation nicht ist: den Fokus allein auf Technologie zu legen. Wenn Technologie statt Menschen in den Fokus allen Handelns gestellt werden, wird keine digitale Transformation in der Organisation stattfinden.

Was genau bedeutet überhaupt „Digitale Transformation“. Seine Definition dazu: „Digital Transformation is the reinvention of the resources, priorities and processes of a company in order to be fit for purpose in a digitally-empowered world.“ (Digitale Transformation ist die Neudefinition von Ressourcen, Prioritäten und Prozessen eines Unternehmens, um für die eigenen Aufgaben in einer  zunehmend digitalisierten Welt fit zu sein.) Das macht schon sehr deutlich, dass es dabei über Technologie weit hinaus geht. Es umfasst die Vision, die Strategie, die Prozesse, die Kultur, das Verhalten und vor allem die Menschen einer Organisation.

Digitale Transformation ist erstens unvermeidlich, zweitens wie oben schon beschrieben mehr als nur Technologie und drittens erfordert es einen umfassenden Wandel in der gesamten Organisation. Letzteres bedeutet, dass die Organisation insgesamt agiler werden muss. Perkin bricht die Formel für Agilität auf drei Elemente herunter: Geschwindigkeit, Fokus und Flexibilität.

Geschwindigkeit definiert er als umfassende Anwendung originär digitaler Prozesse wie „Design Thinking“, „agile“ und „lean“ inklusive kontinuierlichem Experimentieren. Es umfasst eine Kultur des ständigen Testens und Lernens und einen Innovationsprozess, der im Kern von den Bedürfnissen der Konsumenten ausgeht. Hier kam er auf Colonel John Boyd zu sprechen, der sich entgegen dem Trend seiner Zeit für kleinere Kampfflugzeuge einsetzte, weil sie schneller auf sich verändernde Bedingungen reagieren konnten. Und auch, weil die Piloten dadurch selber neue Bedingungen schaffen konnten, während die anderen noch damit beschäftigt waren, den Status Quo zu verstehen.

Mit Fokus meint er den Aufbau von Momentum durch agile und sich den Gegebenheiten anpassende Strategie, die stark auf Umsetzung abzielt, außerdem eine klare Vision und Bestimmung der Organisation beinhaltet. Er hat hier noch einmal das ursprünglich von Charles Handy entwickelte S-Kurven Modell angebracht. Damit verdeutlichte er die zwingende Notwendigkeit für Wandel und Innovation, weil man ansonsten den Zeitpunkt verpasst, an dem es noch möglich gewesen wäre, auf den Zug neuer Technologien gewinnbringend aufzuspringen.

Flexibilität sieht er als das Schaffen einer Kultur, Umgebung und Struktur, die es ermöglicht, sich schnell zu bewegen. Dazu gehören der agile Einsatz von Ressourcen, kleine interdisziplinäre Teams, eine kollaborative Arbeitsumgebung und eine Kultur, die bestärkend wirkt durch z.B. mehr Autonomie. Er brachte hier das Beispiel von Amazon, deren Teams maximal so groß sind, dass zwei amerikanische 😉 Pizzen alle im Team satt machen können.

Es reicht nicht aus nur zwei der Elemente zu erfüllen. Nur fokussiert und flexibel zu sein, ist genauso schlecht wie nur schnell und flexibel zu sein, denn wo die einen zu langsam sind, sind die anderen zu schludrig. Schnell und fokussiert, aber nicht flexibel zu sein, führt dazu, sich in Dinge festzubeißen.  

Wie aber fängt man nun an? Perkin hat immer wieder betont, wie wichtig es ist, groß zu denken und dann klein zu beginnen, um später bei Erfolg das Ganze zu skalieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt für digitale Transformation ist vor allem auch das Konzept der „Psychological Safety“. Dabei sind Vertrauen untereinander und gegenseitiger Respekt genauso wichtig wie die Gelassenheit, auch unterschiedliche Meinungen auszuhalten. In einer Kultur hoher psychologischer Sicherheit kann sich Kollaboration am besten entwickeln (s. dazu auch Laszlo Bock, „Work Rules“).

Zum Schluss schlug Neil Perkin auch noch die Brücke zu Kreativagenturen, die sich selber zu den Treibern digitaler Transformation machen könnten. All das findet man en détail in seinem Buch „The Future of Agencies“, herausgegeben von der IPA.  

Vielen Dank Google. Das war ein schöner & inspirierender Abend mit Neil Perkin.

 

 

 

Video zum Vortrag

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Fotos: Marco Grundt

Videos: Johannes Rudolph