Beziehungsmanagement – Zusammen ist man weniger allein

Endlich den richtigen Partner finden. Das ist für 52 Prozent der Singles der gute Vorsatz für das neue Jahr. Deshalb sind zum Jahresbeginn unsere Städte und Medien voll mit Werbung für Singlebörsen und Datingportale. Die richtigen Partner, nämlich die Käufer, zu behalten, das könnte für viele Marken der gute Vorsatz zum neuen Jahr sein.

Von Christian Heuer, Strategischer Planer bei Grey Woldwide Düsseldorf

 

Wieso? Gibt es einen Grund anzunehmen, dass viele Marken bald Singles sind?

Nun, ganz allein sind sie noch nicht. Aber sie verlieren den Kontakt zu den Menschen, die sie kaufen.

Immer mehr potentielle Kunden missachten den Flirt von Marken, gehen ihm gar aus dem Weg. Obwohl 2010 wieder mehr Geld ins Fernsehen investiert wurde, hat der TV Spot – die Liebesbotschaft der Marke – an Bedeutung eingebüßt. Auch mit dem gedruckten Wort kommen Marken immer weniger Käufern nahe.

Dabei verweigern sich die Menschen nicht den Medien. Mit der Digitalisierung sind Kommunikationskanäle entstanden, die mehr Nutzer finden als je zuvor. Kanäle auf denen jedermann kommunizieren kann – global und in Echtzeit. Über Befinden, Politik und über Marken.

ln den digitalen Kanälen haben Nutzer die Macht übernommen und gestalten ihre Medienwelt nach individuellen Maßstäben. Sind Programmdirektor oder Redakteur.

Schauen wir uns die Google Suchergebnisse zu einer Marke an, stellen wir fest, dass schon ein Viertel davon User Generated Content ist. Inhalt, der im Social Web von Fans wie Dusty wld Michael erstellt wird, welche die Coca-Cola Facebook Site für mittlerweile 20 Millionen Fans aufgesetzt haben.

„We have to let go“, hat A.G. Lafley als Chairman und CEO von Procter & Gamble vor ein paar Jahren gesagt. Aber werden Marken attraktiver, wenn wir sie der Gunst von Fans und Webaktivisten überlassen? Formen sie mit ihrem Einfluss Marken, die geliebt und nicht verlassen werden?

Oder müssen wir Werbetreibende mehr denn je unsere Marken verteidigen? Achtgeben, dass im anarchischen Internet ihr Charakter nicht verwässert wird? Bewahrt ein starker Charakter die Marke vor Einsamkeit?

Nun, erst einmal müssen wir eines lernen: Die Digitalisierung hat viel verändert. Und eigentlich hat sie doch gar nichts geändert. Menschen sind in erster Linie nicht technisch, sondern sozial verbunden. Durch die digitale Revolution werden Beziehungen intensiviert, moderiert oder erst geschaffen. Hörten früher Freunde und Familie, was ein Mensch zu sagen hatte, kann es heute die ganze Welt sein.

Mehr denn je befinden wir uns in einem Beziehungszeitalter. Markenführung ist deshalb echtes Beziehungsmanagement. Es bedeutet den Mensch in seinem sozialen Geflecht zu betrachten. Mit ihm eine sinnvolle Partnerschaft einzugehen, um ihn wieder besser zu erreichen. Sich nach gewissen Grundsätzen zu verhalten, um die Verbindung zu erhalten.

 

Beziehungen führt man nur gemeinsam!

Marken müssen sich die Liebe erst verdienen. Müssen da sein, wo potentielle Partner sind, wie z.B. im Social Web. Marken müssen zuhören. Sich an Gesprächen beteiligen. Eine Position beziehen, zu dieser stehen und zur Stellungnahme auffordern. Marken müssen Menschen eine Plattform bieten, um ihre Ideen weiterzuentwickeln.

 

Kontrolle ist out, Vertrauen ist besser!

Obwohl es ihnen durch das Internet leicht gemacht wird, wollen Menschen nicht alles wissen. Aber sie wollen vertrauen können. Menschen vertrauen nicht unbedingt einer gläsernen Marke, sondern einer Marke, die zu ihrem Wort steht. Die ändert, was sie falsch gemacht hat. Die angemessen reagiert und auf Augenhöhe kommuniziert. Und, die Werte vertritt.

 

Absence makes the heart grow fonder!

Wie in einer echten Beziehung führt ständige Präsenz zu Übersättigung und Desinteresse. Deshalb müssen Marken auch mal entlasten und Freiräume bieten. Marken müssen nicht jeden Touchpoint belegen, um genügend Kontakte zu generieren. Aber sie müssen da sein, wo man sie braucht und dort Lösungen bieten.

 

Act like lovers do!

Marken müssen ihre Beziehungen gestalten, wie Menschen es tun. Gegenseitige Inspiration, Verständnis und gemeinsame Ziele halten dabei die Beziehung am Leben. Egal ob online, offline, above oder below the line.

Wir alle beschreiben unsere Marken gerne als Menschen. Aber verhalten sich diese tatsächlich so, dass wir mit ihnen eine Beziehung führen würden?

Darauf sollten wir in diesem Jahr achtgeben. Spread the love!

 

 

Foto: „All is full of love“ | .marqs | photocase.de

 

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