Branded Interactions

APG Lesetipp. Branded Interactions von Marco Spies.

In unserer neuen Rubrik APG Lesetipps stellen wir schlaue und lesenswerte Bücher rund um unseren Lieblingsberuf vor. Den Auftakt macht ein Buch über digitale Markenplanung, das ich wärmstens empfehlen möchte. Sein Autor, der Berliner Marco Spies, ist dem einen oder anderen sicher noch vom APG Digital Workshop ein Begriff. Und mit Branded Interactions hat er ein mehr als lesenswertes Buch vorgelegt, das ich euch wärmstens ans Herz legen möchte.

 

Es gab mal eine Zeit, in der das Netz aus Marketingsicht bestenfalls einer unter vielen Touchpoint war. Es folgte eine Phase, in der „Digital“ vom etablierten Marketing eine zunehmende strategische Rolle zugebilligt bekam. Wer heute Marco Spies’ Buch Branded Interactions liest, kommt zum Schluss, dass wir als Agenturen und Marketingfachleute in eine dritte Phase eingetreten sind: die Zeit, in der Interaktionen Kernbestandteil moderner Marken sind.

„Branded Interactions“ ist schon vor eineinhalb Jahren auf den Markt gekommen, und es hat den durchaus berechtigten Anspruch, als Standardwerk zu funktionieren. Als mittlerweile einer von Deutschlands dienstältesten Digitalprofis aus dem Agenturumfeld hat Marco Spies Branding, UX und Strategie für viele namhafte Agenturen ebenso wie sein eigenes Unternehmen neu gedacht. Dass er seine Sicht auf die Dinge im Rahmen eines großen, nicht gerade billigen, dafür aber toll gestalteten Buches publiziert, ist deshalb nur konsequent.

Branded Interactions basiert grundsätzlich auf der theoretischen Grundannahme der „Marke als Interface“. Digitale Interaktionen sind eben nicht mehr nur als Zusatz – als inhaltlich optionales – Addendum zu sehen. Interaktionen begründen und definieren Marken heute.  Mobil und per Desktop, als E-Commerce Lösung, Customer Service Hotline oder eben auch als Instore-Experience. Grundsätzlich verficht Branded Interactions deshalb eine zentrale Kernaussage: „Kunden, die dieses Buch gekauft haben, haben auch dieses Buch gekauft“, ist als Interaktionsmetapher nicht weniger markenbildend als ein Sound-Logo. Interaction Design schafft Marken.

Marco Spies’ Buch ist aber nicht nur wegen dieser Einsicht sehr lesenswert. Was es besonders nützlich macht, ist sein in diesem Buch vertretener Anspruch, anwendbar zu sein. Und das durch alle Gewerke von Strategie bis hin zum Entwickler. Wer Branded Interactions liest, bekommt daher nicht nur eine gute Einsicht über das, was theoretisch heute machbar ist. Vielmehr geht es Marco Spies darum, mögliche Wege aufzuzeigen, wie Agenturen digital getriebene Projekte denken und angehen können.

Wie strukturiert man Projekte möglichst effizient im digitalen Zeitalter? Wie kann man Zusammenarbeit neu denken? Wie denkt man Research heute? Welche Rolle spielen mobile Interfaces, Typo oder neue Markensignaturen? Viele Fragen sind es, die hier zum ersten Mal in Deutschland umfassend beantwortet werden wollen. Und das explizit nicht nur in einem Ansatz, der Werbung in den Mittelpunkt stellt sondern der stattdessen versucht, eine sehr breite und sehr strategische Sichtweise in digitales modernes Marketing generell hineinzudenken. Branded Interactions will Business Probleme lösen, statt nur Werbung zu machen. Das Praktische steht im Mittelpunkt. Aber auch das Relevante. Denn genau darum geht es bei User Experience.

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Um diesen Spagat zu schaffen, vereint Branded Interactions Interviews mit Praktikern wie David Lindermann, Prof. Joachim Sauter oder Alex Wipf, und kombiniert diese mit Anleitungen und vielerlei Good Practices. Klammer und zentrales Element des Buches bildet aber Marco Spies’ „Branded Interaction Design Process“ (BiXD), der auch Anwendung in seiner eigenen Agentur Think Moto findet. Dieser Teil dürfte generell für alle Leser besonders spannend sein, die Branded Interactions wegen Spies’ Fokus auf Projektführung lesen wollen. Gleich welchem Modell die eigene Agentur folgt: es lohnt sich diesem BiXD als Spiegelbild vorzuhalten oder auch sich von ihm inspirieren zu lassen.

Hier sei auch noch eine wichtige Definition zu machen. Denn wenn Spies von Design spricht, meint er damit bewusst den eher weichen angloamerikanischen Design-Begriff, der eher ganzheitliches Schaffen von Lösungen beschreibt und weniger „explizites“ visuelles oder bildliches Gestalten.
Deshalb hat Branded Interactions auch den Anspruch all jene abzuholen, die verstanden haben, dass die Herausforderung von Agenturen heute nicht mehr in digitaler Verlängerung liegt. Es geht, um grundsätzliche Herausforderungen für das eigene Geschäftsmodell und das heißt heute in vielen Bereichen eben „Digital First“ zu denken und diesen Begriff konsequent weiterzuentwickeln.

Branded Interactions will hier als Standardwerk Zugänge verschaffen und Weiterdenken ermöglichen. Weiterdenken rund um die Frage, wie sich Agentur-Prozesse in einer immer stärker digitalisierten Welt verändern. Wie sich Strategen ebenso wie Designer, Entwickle, Texter, und Analysten neu aufstellen müssen. Kurz: wie wir als Agenturleute bessere Lösungen mit unseren Kunden schaffen können und welches Handwerkszeug wir dazu brauchen.

Wer darauf Lust hat, dem sei Marco Spies’ Buch wärmestens empfohlen. Denn wie kaum ein anderes deutsches Buch schafft Branded Interactions es, die komplexe Materie „Digital“ umfassend und für den Praxiseinsatz optimiert aufzubereiten. Und noch mit einem weiteren Vorurteil räumt Spies auf. Denn trotzdem es um ein sehr digitales Thema gibt, dürfte man in Sachen Print-Gestaltung nicht viele vergleichbar schön gestaltete Bücher in Deutschland finden.

 

Facts zum Buch:

Branded Interactions – Digitale Markenerlebnisse planen und gestalten

http://www.brandedinteractions.de

Herausgegeben von Marco Spies (mehr hier)

362 Seiten, über 150 Diagramme, Musterformulare und Piktogramme
Design von Katrin Schacke
ISBN 978-3-87439-830-5
68,00 EUR

Bestellbar über den Herrmann Schmidt Verlag oder über amazon

 

Wie es aussieht, seht ihr hier:

Branded Interactions from think moto on Vimeo.

 

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