Von Workshops, Koch-Events und gelungener Moderation

Die Methodenvielfalt und die Fähigkeiten des Moderators können sinnbildlich mit einem Potpourri an Gewürzen verglichen werden. Die Durchführung eines Workshops ist wie das Schaffen eines tollen Gerichts – der Moderator ist der Koch und weiß genau, welches Endergebnis er mit welchen Vorbereitungen erreichen möchte. Zu jedem Zeitpunkt hat er das volle Bewusstsein über sein Tun und weiß um die richtigen Zutaten und Gewürze, sprich die relevanten Impulse für die Workshop-Gruppe.

Von Marian Keikavoussi, Trainerin und Beraterin, Keikavoussi Solutions, Hamburg.

 

Als Planner, als Strategen, als Marketing- und Vertriebsexperten verbringen wir viele Stunden in Workshops und Meetings mit Kunden und Kollegen. Häufig geht es dabei um die Abstimmung, die Koordination und die Verabredung einer gemeinsamen Richtung und die Definition von Prozessen. Jeder Workshop-Teilnehmer bringt seine Kompetenzen, beruflichen und persönlichen Interessen, sein Know-how sowie seine persönliche Zielstellung (bewusst, aber auch unbewusst) in den Workshop mit ein. Dabei sind Workshops nur in gewissem Maße planbar. Unterschiedliche Biografien und Persönlichkeiten, die sich in Bedürfnissen und Kommunikationsstilen unterscheiden, machen den Workshop an sich, aber auch das Zusammenspiel aller Teilnehmer zu einem Überraschungsevent.

 

Das Rezept als roter Faden

Die Erfahrung zeigt: Komplexe Fragestellungen wie zum Beispiel die Erarbeitung einer neuen Unternehmensvision, die Neuausrichtung eines Markenportfolios oder auch die Kreation eines neuen Leitbilds werden gerne in Workshops bearbeitet.

Dabei tauchen ziemlich schnell einige unbeantwortete Fragen auf:

  • Wer bereitet den Workshop vor?
  • Was soll besprochen werden?
  • Wann findet er statt?
  • Wer setzt ihn um?
  • Wer soll teilnehmen?
  • Wer dokumentiert die Ergebnisse?

 

Oder anders gesagt: Wer ist der Koch, wer sind die Gäste, welche Geschmäcker sind vertreten und welche spezifischen Wünsche haben die Gäste? Wollen sie auch mal etwas Neues ausprobieren oder überrascht werden?

 

Auf die Zutaten kommt es an

Schnell werden in Zusammenarbeit mit dem Moderator erste Ideen zur Workshop-Durchführung entwickelt. Der Teilnehmerkreis wird festgelegt und mögliche Termine geblockt. Sie sind die wichtigen Zutaten, die dem Gericht dank der richtigen Würze den finalen Geschmack verleihen. Die Gewürze sorgen schlussendlich für ein gutes Zusammenspiel der Zutaten.

Im Rahmen der Workshop-Planung kommen oft Fragebögen und Interviews zum Einsatz, um die Ideen und Anforderungen aller Teilnehmer im Vorhinein zu nutzen. Die Workshop-Agenda wird hierbei auch mal umgeschmissen und neu geschrieben, das ist ein wichtiger Schritt im gesamten Prozess. Teile der möglichen Präsentationen werden erarbeitet, nur um dann festzustellen, dass die Zielstellung noch nicht ganz klar ist oder sich im Laufe der Zeit wieder verändert hat. Stakeholder, die ihre unvereinbaren Positionen bislang nicht ausgetauscht haben, geraten in Diskussion und werfen dabei relevante Themenfelder für den Workshop auf.

 

Im Vorhinein versalzen

Das passiert dem besten Koch: Der Workshop wird vor Start vom Kunden oder den Teilnehmern doch noch infrage gestellt. Dies kann ausgelöst sein durch Unsicherheit beim Auftraggeber, andere Veränderungen im Unternehmen oder auch Gerüchte bzw. Unklarheiten über die Zielstellungen des Workshops. Je näher der Termin des Workshops rückt, desto mehr schwindet das doch zuerst so klare Bild; die Unsicherheit beim Moderator steigt. Vielleicht soll der Termin nun doch noch einmal verschoben werden. Ein Blick auf die Kalender zeigt: ein Verschieben ist nicht machbar; der Workshop-Termin steht!

 

Ein gutes Essen ist Balsam für die Seele

Wovon ist es nun abhängig, ob der Workshop ein Erfolg wird und alle mit dem Ergebnis zufrieden sind; dass die Resultate des Workshops auch einen echten Meilenstein für das Projekt bzw. für die jeweilige Fragestellung darstellen? Folgende Kriterien sind die Basis für den Erfolg eines Workshops:

  1. Die richtige Teilnehmerauswahl ist getroffen worden.
  2. Das konkret abgestimmte Workshop-Ziel ist erreicht.
  3. Jeder Teilnehmer fühlt sich abgeholt und hatte die Möglichkeit, seine Kompetenzen einzubringen, aber auch kontroverse Positionen konstruktiv mit allen Teilnehmern auszutauschen.
  4. Meinungsmacher haben genug Raum bekommen; ohne den Tenor im gesamten Workshop komplett angegeben zu haben.
  5. Das Miteinander war leicht und hat Spaß gemacht.
  6. Der Moderator führt kompetent, prozessorientiert, aber ohne dominant oder unsichtbar zu sein.
  7. Die Methodenauswahl ist abwechslungsreich und zielorientiert.
  8. Das Ergebnis wird von allen getragen.

 

Wie der Koch, so der Brei

Der gute Moderator hat während des gesamten Workshops ein Gespür dafür, wie er seine Gruppe zum finalen Ziel führt. Dabei kann er aus seinem unermesslichen Repertoire an Aufgaben, Übungen, Fragestellungen, fachlichem Input, Gruppenarbeit oder Reflexions-Methoden wählen. Die Ergebnisse werden im Prozess an Metaplanwänden, Flipcharts oder Wänden/Fenstern für alle Teilnehmer sichtbar und nachvollziehbar dargestellt. Der Moderator betrachtet und bewertet stetig den Fortschritt der Gruppe und hat Klarheit darüber, an welcher Stelle etwas Pfeffer, Kurkuma oder wertvolles Safran helfen kann. Als guter Koch wird immer mal wieder abgeschmeckt und mutig gewürzt. Das eine oder andere wird parallel vorbereitet oder eingeweicht.

Die Kompetenzen des Moderators, sein Menschenbild, die Kontaktfähigkeit zur Gruppe und auch zu jedem einzelnen Mitstreiter sowie eine gesunde Eigenreflexion sind ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Von der Workshop-Vorbereitung über die Absprache mit den Auftraggebern und die Konzeption der einzelnen Schritte bis hin zur finalen Umsetzung braucht es eine klare Haltung und ein Potpourri an Gewürzen, um zum richtigen Zeitpunkt den gewünschten Geschmack zu erreichen. Guten Appetit!

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Am 25. Mai 2018 bietet Marian Keikavoussi wieder für APG-Mitglieder und -Nicht-Mitglieder den beliebten „APG Moderations-Workshop“ an.

Mehr Informationen und Anmeldungen hier:

https://apgd.de/workshops-events/event/apg-moderations-workshop/


 

 

new business

Erschienen in: new business   Nr. 10/ 05.03.2018

Quelle Titelbild: SebastianDuda@shutterstuck.com

 

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