Aufruf zur digitalen Offensive

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Verglichen mit ihrer Wirtschaftskraft liegen die Bundesrepublik Deutschland, aber auch die Europäische Union bei der digitalen Transformation nach wie vor zurück, um nicht zu sagen im Hintertreffen. Die APG Deutschland geht nun in die Offensive und wendet sich mit einem offenen Brief an die Kommunikations- und Marketing-Community, in dem sowohl die Notwendigkeit zu mehr Mut und Engagement gefordert wird, aber auch der Wille der APG hervorgehoben wird, sich in diesem Prozess aktiv einzubringen.

 

Liebe Strategen, ergreift eure Chance!

Eigentlich hätten wir die Überschrift auch um ‚Agenturen, ergreift eure Chance!‘ und ‚Marketeers, ergreift eure Chance!‘ erweitern können. Denn vor uns, vor allem in Europa, aber speziell auch in Deutschland, liegt eine Mammutaufgabe: Uns aus dem globalen, digitalen Hintertreffen zu befreien.

In Zeiten, in denen die weltweit größte Media-Company keinen Content selbst produzieren muss, der weltweit größte Übernachtungsanbieter keine eigenen Hotelzimmer besitzt oder das weltweit größte Taxiunternehmen keine eigenen Taxen besitzt (siehe Abb. 1), denken tatsächlich immer noch 50 Prozent der vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen International Data Corporation (IDC) befragten Unternehmen, dass die Digitalisierung nichts mit ihrem Geschäftsmodell zu tun habe!

Warum verschanzt sich die viertgrößte Wirtschaft der Welt unter einer Verdrängungsglocke? Woran liegt dieses Beharrungsphänomen, das sich laut IDC v.a. im deutschen Mittelstand vorfinden lässt? Sicherlich ist es an viele deutsche Ur-Tugenden wie Gründlichkeit, Planbarkeit und Perfektion gekoppelt. Heißt im Umkehrschluss: Wenn wir es schaffen wollen – und wir werden es schaffen müssen –, Schnelligkeit, Flexibilität und iteratives Vorgehen in unser wirtschaftliches Handeln zu integrieren, müssen wir wirklich Ur-Wesenszüge überwinden.
Dies gelingt erwiesener Maßen selten, wenn man sich vornimmt, ‚Dinge jetzt einfach mal anders zu machen‘. Das kennen wir aus dem Privatleben: es klappt mit Schokolade oder Zigaretten langfristig ja auch meistens nicht ‚mal eben‘. Stattdessen weist uns die Psychologie einen Weg: Transformation ist bei eingefahrenen Eigenschaften aus eigener Kraft schwierig. Transformation mit einem externen Partner, der dies mit Empathie und Fachkundigkeit begleitet, ist dagegen dauerhaft machbar.

Lassen Sie uns das Boot durch den Sturm der Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft steuern. Denn im Kern sind Digitalisierungsfragen Marketingfragen: Es geht um neueste technologische Trends. Es geht um Daten, um den Zugang zu ihnen und damit um den Zugang zu den Kunden selbst. Es geht um psychologische und technologische Nutzungs-Insights, denn noch nie waren die Menschen so erfahren, werbe-aversiv und damit nutzenorientiert wie heute, wenn es um Angebote von Marken geht.

Man muss nicht mehr der Erste sein, man muss es aber bedienungsfreundlicher und serviceorientierter umsetzen: Google, Facebook und Spotify haben genau das vorgemacht.

All das, all diese genannten Themen, liegen im Bereich des Marketing. Haben wir uns das eigentlich mal klar gemacht? Die digitale Transformation der Wirtschaft bietet dem Marketing und seinen anhängenden Funktionen und Dienstleistungen die einmalige Chance, eine Führungs- und Vorreiterrolle einzunehmen. Und damit nicht nur sich und dem Marketing selbst, sondern v.a. auch dem Unternehmen eine führende Rolle – und damit nachhaltige Zukunft – zu sichern.

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Abbildung 1

Die Frage ist: Wer ergreift denn nun das Steuerrad? Wer führt uns gemeinsam durchs Neuland?

Wir behaupten: Das kann niemand besser, als die Marken- und Kommunikationsstrategen in den Agenturen! Ihr breites, stets aktuelles Wissen, genährt durch den täglichen Umgang mit Tech-Trends, Verhaltensdaten und menschlichen Sehnsüchten, macht sie zu starken Partnern. Noch nie war der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit und Absolutheit – gepaart mit den technischen Möglichkeiten – so Ausgangs- und Referenzpunkt für alles, was wir als Wirtschaftsunternehmen tun müssen. Und genau hier setzen Markenstrategen tagtäglich an.

Markenstrategen können dabei Einzigartiges bieten: Wissens- und Kreativ-Denke in einem. Beides braucht man, um relevantes Neues zu inspirieren und zu entwickeln. Darüber hinaus sind Markenstrategen zugleich Integrationsfigur nach innen und Anker zu der Führungsebene der Unternehmen nach außen. Ihnen kommt eine einmalige Position zu, die jeweiligen Stärken von Unternehmen und Agenturen hervorragend zusammen zu führen und mit Co-Kreativen Prozesse gemeinschaftlich weiter zu treiben.

Deutschland braucht jetzt Köpfe, die sich dazu verpflichten, die notwendige, digitale Transformation der Wirtschaft angstfrei voranzutreiben. Wir sind überzeugt, dass die Marken- und Kommunikationsstrategen diese Köpfe sein können. Wenn Strategen die operative Verantwortung aktiv übernehmen, den klaren Auftrag und die nötigen Ressourcen bekommen, können sie enormen Mehrwert für alle Seiten erschaffen.

Klar, Strategen müssen sich diese Rolle nehmen und sie ausfüllen, aber Agenturen und ihre Unternehmen müssen sie ihnen auch einräumen! Gemeinsam können wir das wirtschaftliche Deutschland ein wichtiges Stück nach vorne bringen – wider jegliche #GermanAngst. Daher jetzt noch einmal richtig:

Strategen, ergreift eure Chance!

Agenturen, erkennt eure Chance!

Marketeers, nutzt eure Agenturen als Chance!

 

In den kommenden ’new business‘-Ausgaben geht diese Serie weiter. Wir freuen uns auf Resonanz zum offenen Brief (stefanie.kuhnhen@grabarzundpartner.de).

 

Quelle Titelbild: Gortincoiel / photocase.de

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