The mobile device of 2023 oder: Was kommt nach dem Smartphone?

oder – Was kommt nach dem Smartphone?

 

Von Friedrich Subklew, Rapp Germany, Hamburg

 

Evolution ist überall – wusste schon Niklas Luhmann. Das ist heute richtiger denn je. Vor etwas mehr als 10 Jahren war die Welt noch eine andere – ohne iPod, HD-Fernsehen oder gar intelligente Mobiltelefone. Und die Entwicklung geht weiter. Tendenz: Schneller! Wie mag die Technologie wohl in weiteren 10 Jahren aussehen?

Eines vorweg: Die Beantwortung der Frage nach der Zukunft der Smartphones führt nur über ein Verständnis einer Reihe ganz anderer Zukunftsfelder. Wie wir 2023 unseren Strom beziehen, unsere Rechnungen bezahlen und unsere Häuser bewohnen – all dies ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Smartphones.

Beginnen wir aber am Anfang – mit dem Begriff selbst. Schon heute wirkt die Bezeichnung „Smartphone“ seltsam antiquiert. Denn sie wird dem Funktionsumfang unserer täglichen Taschenbegleiter seit mindestens vier Jahren nicht mehr gerecht. Der Begriff deutet auf die Herkunft aus dem mobilen Telefon hin, dem weitere Intelligenz angefügt wurde. Ein Handy mit Hirn, bei dem jedoch erst „Phone“ und dann „Smart“ kommt.

Inzwischen ist die eigentliche Telefonfunktion stark in den Hintergrund gerückt und hat sich eingereiht in unzählige Möglichkeiten, die uns die Geräte bieten. „Handheld“ ist daher schon heute treffender, denn es beschreibt, was das Gerät ist – nicht wo es herkommt. Der Begriff ist zudem im engeren Wortsinne zukunftsfest, denn auch 2023 werden wir unsere „Handhelds“ in der Hand halten – trotz der sich abzeichnenden Experimente mit implantierten Rechnern oder Augmented-Reality-Brillen wie Google Glass.

Letzteres ist für den Moment nicht viel mehr als ein teures Spielzeug, das sich auch auf längere Sicht nicht einmal für die Funktionen eignen wird, die unsere „Taschenrechner“ schon heute leisten. Dies soll nicht heißen, dass der Blick in die Zukunft ganz ohne Brille auskommen muss: Insbesondere AR-Brillen haben enormes Entwicklungspotenzial – jedoch eher als Bildschirm denn als zentrales interaktives Interface. 3-D und Gestensteuerung eignen sich ebenfalls in 10 Jahren nicht für Mensch-Maschine-Interaktion.

 

Von der Vielfalt der Displays zur Konvergenz der Interfaces

Unsere Haushalte werden in den nächsten 10 Jahren Veränderungen erfahren, welche die Bedeutung und Funktionsweise unserer „Handhelds“ beeinflussen. Displays, Prozessoren und Sensorik werden Einzug in unsere Wohnräume halten: Ceranfelder werden nicht nur Pfannen erhitzen, sondern gleichzeitig Rezepte einblenden. Fenster werden nicht nur das Tageslicht einlassen, sondern auch zur Videotelefonie genutzt werden. Wände werden mehr als Stellflächen sein und sich in Größe und Position variable Fernseher verwandeln können. So verschieden die Einsatzfelder sind – eines ist klar: Die Zukunft ist bildschirmig.

Die Vielfalt der Displays wird zur Konvergenz des Interfaces führen. Das „Handheld“ wird dabei der zentrale Knotenpunkt sein, mit dem wir durch unsere digitalen Lebensräume navigieren. Als der kleine Bildschirm, den wir immer bei uns tragen, wird es die Funktionen der Geräte um uns herum steuern. Das mobile Gerät ist dabei weniger Macher als Mittler. Es gibt der Fernsehwand den Auftrag zum Abspielen eines Filmes oder lässt das Fensterdisplay einen Anruf tätigen. Die nötige Rechenleistung wird dann vom Gerät selbst übernommen.

Hardware mit Durchblick

Mit unseren Lebensräumen werden sich auch unsere „Handhelds“ weiterentwickeln. Der heutige Kampf zwischen LCD und OLED wird einen Sieger hervorbringen, der die Vorteile beider Konzepte vereint und uns durchsichtige Bildschirme ermöglicht. Neben den Fenstern in unseren Lebensräumen werden in Zukunft auch die Geräte in unserer Hand transparent und ermöglichen damit eine ganz neue Form von Augmented Reality.

Doch nicht nur optisch werden unsere „Handhelds“ auf klare Sicht setzen – auch in Sachen Intelligenz haben sie den Durchblick: Die „Handhelds“ nehmen uns 2023 an die Hand und werden dem Titel „Personal Assistant“ tatsächlich gerecht. Ausführliche Gespräche mit den Geräten sind möglich, was zu ihrer Personalisierung weiter beiträgt.

Fluch und Segen

Wie das heutige AirPlay zukunftsweisend, aber wenig verbreitet ist, werden auch die beschriebenen Technologien in 10 Jahren noch nicht in der Mehrzahl der Haushalte vertreten sein. Diese Vision beschreibt eher die Technologienutzung der Early Adopter von 2023. Der Innovationszug wird jedoch zum Transrapid werden – und den einen oder anderen dabei wohl auf der Strecke lassen. Wo den Frühanwendern die Zukunft nicht schnell genug kommen kann, werden technikaverse Menschen so manches Mal an einen chinesischen Fluch denken müssen: Mögest du in interessanten Zeiten leben!

 

Foto: PegakaSaraMarx | photocase.com

 

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